Mit schnelleren Förderzusagen, höheren Förderungen und Vereinfachungen mehr Energieberatungen möglich
Monitor zur Klimawende: Blick der Energieberater auf energetische Gebäudesanierungen
Langsame Förderzusagen (59%), zu geringe Förderungen (51%) und aufwändige Dokumentationen (50%) bzw. einfachere Fördermittelanträge (44%) sind aus Sicht der Energieberater die größten Herausforderungen, um die hohe Nachfrage nach Energieberatungen bedienen zu können. Energieberater erleben diese Hürden alltäglich, da sie zu 62 Prozent Anträge zur Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) mit Vollmacht stellen und weitere 32 Prozent ihre Kunden bei Anträgen unterstützen. Die Verbesserungswünsche der Energieberater richten sich explizit an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausführkontrollen (BAFA), das nur von einem Zehntel (12%) positiv, aber von der Mehrheit (56%) kritisch mit den Aussagen „schlecht“ oder „sehr schlecht“ benotet wird. Dagegen machen zwei Drittel (66%) der Energieberater gute Erfahrungen mit der KFW-Bank und beurteilen sie mit „gut“ oder „sehr gut“.
Auch der Handwerkermangel (45%) und ein hoher Beratungsbedarf bei einzelnen Kunden (31%) wird als Hürde für mehr Beratungen zur energetischen Sanierung von Energieberatern erkannt. Vor allem größere und wachstumsorientierte Energieberater sehen zu 40 Prozent den Personalmangel in ihrem Büro als Herausforderung für mehr Beratungen. Tatsächlich planen zwei Drittel (64%) der Energieberatungsbüros weiter zu wachsen.
Dies sind die Ergebnisse der Sirius Campus Marktuntersuchung „Monitor zur Klimawende“ mit einer Sonderbefragung in Kooperation mit dem GIH Bundesverband (größte bundesweite Interessenvertretung für Energieberaterinnen und Energieberater) unter 452 GIH-Energieberatern im Zeitraum vom Februar bis März 2023.Über eine Millionen Energie-Effizienz-Beratungen in 2022
Im Durchschnitt hat ein Energieberatungsbüro 89 Interessenten zu einer energetischen Sanierung in 2022 beraten. Die meisten Beratungen finden im Wohngebäudebereich, sehr häufig bei privaten Wohneigentümern, und seltener bei Nichtwohngebäuden, statt. Auf Basis von rund 13.000 Energieeffizienz-Experten in Deutschland wurden in 2022 somit rund 1,15 Mio. Energie-Effizienz-Beratungen durchgeführt. Nach Aussagen der Energieberater führten rund drei Viertel, also 865 Tsd. von diesen Beratungen zu einer geförderten Investition in ein energetisches Sanierungsprojekt. Tatsächlich hat das BAFA in 2022 rund 740.000 Anträge erhalten und über 10 Milliarden Euro bewilligt. Weiter Anträge wurden auf Landes- und kommunaler Ebene gestellt.
Fast die Hälfte (45%) der Energieberater haben eine gestiegene Nachfrage in den letzten 12 Monaten erlebt. Energieberatungsbüros mit mehr Mitarbeitern erkennen sogar mehrheitlich (57%) den gestiegenen Bedarf für Energieeffizienz-Beratungen. Sie planen deswegen auch ihr Beratungsangebot weiter auszubauen und zusätzliches Personal zu rekrutieren. „Die weiter steigende Nachfrage nach Energieberatungen benötigt nicht nur geschultes Personal, sondern Vereinfachungen in den Antrags- und Bewilligungsprozessen für Förderungen,“ sagt Benjamin Weismann, Geschäftsführer des GIH. „Wir hoffen, dass die entsprechenden Gesetze und Förderungen in Kürze vereinfacht werden, damit sich unsere Energieberater auf ihr Kernthema konzentrieren können: die Kundenberatung.“ Die Hälfte (48%) der Energieberater sind deswegen für die vereinfachte Lösung, ein einheitliches Förderprogramm gemessen an der Energieeinsparung oder Energiegewinnung für alle denkbaren Maßnahmen zu formulieren. „Letztendlich ist die Beständigkeit eines Förderprogramms für eine langfristige Planung aller Marktakteure der wichtigste Wunsch der Energieberater“, so Weismann weiter.
Wirksamkeit der Energieberatung lässt sich weiter optimieren
Die hohe Bedeutung von Beratungen zu energetischen Sanierungen und der Thematisierung von Energieeinsparungen auf einer anschaulichen Ebene wurde bereits in einer Haushaltsbefragung im Rahmen des Monitors zur Klimawende ermittelt. Identische Ergebnisse liefert nun die Energieberaterbefragung. Fokussieren Energieberater in ihren Gesprächen mit Haushalten und Unternehmen auf das Energiesparen, können sie weitaus mehr Interessenten für eine Investition überzeugen. Tatsächlich wird das Energiesparargument von drei Viertel (77%) der Energieberater am häufigsten, aber noch nicht flächendeckend genutzt. Weiterhin argumentieren Energieberater mit der Nutzung staatlicher Förderungen (58%) und einem höheren Wohnkomfort (57%). Klimaschutz (33%) und Geldsparen (19%) sind seltenere genutzte Argumente, die sich auch in der Haushalts- und Unternehmensbefragung als weniger relevante Entscheidungstreiber herausgestellt haben. „Einmal gekauft bzw. erzeugte Energie einfach so wieder zu verlieren, aktiviert den Endowment-Effekt. Danach geben wir Menschen etwas ungerne wieder ab, was in unseren Besitz gekommen ist,“ erläutert Dr. Oliver Gaedeke, Studienleiter und Geschäftsführer bei Sirius Campus, diesen psychologischen Effekt.
Hohe Bedarf an Zuschuss aus Sicht der Energieberater
Vier Fünftel (82%) der Energieberater sehen einen finanziellen Zuschuss als Förderung mit der höchsten Anreizwirkung. Dabei werden mehrheitlich deutlich mehr als 20 Prozent der Investitionssumme als Zuschuss erwartet. Der Hälfte der Energieberater (51%) ist jedoch auch klar, dass staatliche Zuschüsse auch die Anbieter- und Handwerkerpreise steigen lassen.
Tilgungszuschüsse für Förderkredite (9%) oder günstige Förderkredite (6%) werden nur von wenigen Energieberatern als beste Fördermöglichkeit erkannt. „Die hohen Investitionssummen für Wärmepumpen und damit häufig notwendigen Dämmungen haben den Wunsch nach Zuschüssen gesteigert. Zuschüsse werden jedoch häufig von gutsituierten und interessierteren Haushalten abgeschöpft. Es ist sehr wichtig, einkommensschwache Haushalte, häufig mit älteren und weniger technikaffinen Bewohnern finanziell zu unterstützen, um dort die hohen Einsparpotenziale zu heben. “, gibt Dr. Gaedeke zu bedenken.
Online-Konferenz zur Klimawende am 2. Juni
Am 2. Juni veranstaltet Sirius Campus eine Online-Konferenz zur Klimawende, um die Motivation und Entscheidungstreiber für energetische Sanierungen in privaten Haushalten und die Sicht der Energieberater vorzustellen. Ferner wird ein Ausblick auf die Erhebung in 2023 geben. Weiter Informationen findest du hier.